Schokolade steht im Ruf ein starkes Aphrodisiakum zu sein, d.h. ein Produkt, welches das sexuelle Verlangen steigert. Die Quelle dieser Behauptung, zumindest für die Neuzeit, beruht auf einer Annahme des Psychologen Michael Leibowitz von der Columbia University in seinem 1983 erschienenen Buch: The Chemistry of Love.
Darin beschreibt er die Wirkung von Schokolade als eines der zugänglichsten Aphrodisiaka, aufgrund des in ihr enthaltenen Phenethylamins (PEA). Diese Substanz wird von unserem Gehirn produziert und wirkt als Stimulans für die Produktion von Dopamin, einem Hormon, das für das Gefühl der Freude verantwortlich ist, wenn sich eine Person einem gewünschten Ziel nähert (durch Sex, leckeres Essen usw.).
PEA ist in relativ hohen Konzentrationen (0.4-6.6 µg pro 1 g) in Schokolade enthalten. Dies führte den Wissenschaftler zu der logischen Schlussfolgerung, dass der Verzehr von Schokolade zu demselben Effekt führt, wie die Produktion von Phenylethylamin unter natürlichen Bedingungen.
Es stellte sich jedoch heraus, dass nicht alles so einfach ist. Die Substanz wird von unserem Verdauungssystem unter dem Einfluss des Enzyms Monoaminoxidase zerstört. Nur ein kleiner Teil davon gelangt in resorbierbarer Form in das zentrale Nervensystem. Es ist höchst zweifelhaft, dass es unser Gehirn als natürliches Aphrodisiakum beeinflussen kann.
Die Geschichte, ob Schokolade ein Aphrodisiakum ist, ist damit jedoch noch nicht zu Ende. Eine weitere in Schokolade enthaltene Verbindung, die ebenfalls für die Steigerung des Verlangens verantwortlich sein könnte, ist Tryptophan. Dies ist eine für den Menschen essentielle Aminosäure, welche der Körper nicht selbst herstellen kann.
Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion von dem Neurotransmitter Serotonin, der mit Befriedigungsgefühlen in Verbindung gebracht wird. Aber auch hier gilt, dass beim Verzehr von Schokolade nur sehr wenig Tryptophan in verdaulicher Form übrig bleibt.
Daher sind seine erregenden Eigenschaften nicht bestätigt worden. Wenn man durch Schokolade positive Gefühle empfindet, sind diese eher auf den Placebo Effekt zurückzuführen und nicht auf die chemische Beschaffenheit des Produkts.
Es gibt auch die Meinung, dass Schokolade nicht so sehr nützlich als vielmehr schädlich und sogar giftig ist. Der Grund dafür ist Theobromin, eine weitere stimulierende Verbindung, welche in Schokolade enthalten ist. Seine Struktur ist dem von Koffein sehr ähnlich und wirkt auf den Körper in ähnlicher Weise: Es blockiert die Adenosinrezeptoren im Gehirn und reduziert so das Schlafbedürfnis.
In Zartbitterschokolade ist seine Konzentration am höchsten: 600 ml pro 100 g und es wird angenommen, dass diese Substanz giftig ist.
Dies bedeutet aber nicht, dass sie dringend auf Schokolade verzichten sollten. Viele chemische Verbindungen, die auf die eine oder andere Weise über die Nahrung in unseren Körper gelangen, sind ebenfalls giftig. Natürlich nur in großen Dosen. Praktisch niemand ist bisher durch den Verzehr von Schokolade in die Nähe einer toxischen Dosis gekommen.
Letztlich sollte alles in Maßen genossen werden und Freude bereiten. Und dies ist es, was ein Stück Schokofudge oder ein selbstgemachter Lavakuchen, die beide so reichlich nach Schokolade schmecken, ausmacht.
Sehen sie auch: Was bedeutet es, wenn sie Lust auf Schokolade haben?